Paraguayer
sind sehr positiv eingestellte, hilfsbereite
Menschen und ausgesprochen fremdenfreundlich und
tolerant. Das über Jahrhunderte andauernde Dienen
unter Kolonialherren, Mestizen und Diktatoren hat die
Menschen dieses Landes gelehrt, sich auch an klei-
nen Dingen erfreuen zu können und selbst in mögli-
chen Problemen eine gute Seite zu sehen...
Alles braucht halt seine Zeit...
"
Tranquilo"
und "
mañana" sind die Zauberworte, die
man immer wieder hört. Das "
tranquilidad" (="Gelas-
senheit") mit der die Einheimischen jede auch noch
so
prekäre Situation meistern, ist einerseits bewunderungswürdig,
anderer-
seits für Europäer recht gewöhnungsbedürftig. Nichts ist
wirklich eilig und das meiste wird sich eh schon irgendwie regeln... "
Enseguida"
das verlo-
genste Wort der Welt für "sofort" steht ebenfalls für nichts
anderes, als für ei-
nen blanken Hoffnungswert, welcher schon so manchen Zuwanderer
ausflip-
pen ließ. Eine Bermerkung, die man in Paraguay niemals
mit Minuten mes-
sen sollte...
Da
müssen Ausländer also durch,
bis sie sich selbst zumindest ein bisserl
von dieser Mentalität angeeignet haben. Ein freundlich
geduldiges Lächeln
hilft in vielen Situationen eher weiter als cholerisch aufzubrausen. Eingewan-
derte wissen das natürlich längst, trotzdem fällt es ihnen oft nicht leicht,
im-
mer die Ruhe bewahren zu müssen. 'Umerziehen' kann man die
Einheimi-
schen ganz gewiss nicht man sollte es auch erst
gar nicht versuchen
aber immerhin haben es die zahlreichen deutschen Arbeitgeber im Land
fer-
tiggebracht, dass uns die meisten Paraguayer inzwischen als eine
recht
merkwürdige Gattung von exotischen Vögeln tolerieren, die 'immer alles
schnell und möglichst auch noch genau' haben möchte. Das
"möglichst"
in
diesem Satz stammt nicht von mir das haben die Einheimischen
selbst
kreiert, um überhaupt mit uns Eingewanderten zurechtzukommen...
Unpünktlichkeit ist schick...
So prägt also die meisten Paraguayer (aus unserer Sicht) ein gewisses
Phlegma gegenüber den Widrigkeiten des Lebens. Und dies bedeutet, dass
im Alltag oder Job an sich nichts wirklich so eilig oder wichtig
ist, dass man
darüber sein "
tranquilidad" aufgeben müsste. Eine
Lebensphilosophie, der
man im Arbeitsalltag ebenso begegnet, wie bei privaten
Verabredungen,
Geschäftsterminen, Festen oder bei großen Publikumsveranstaltungen. Das
geht in letzter Konsequenz so weit, dass Konzerte, Feiern oder Mitglieder-
versammlungen fast nie pünktlich beginnen und es praktisch zum guten
Ton
gehört, bei privaten Feiern und. Einladungen mindestens eine Stunde zu
spät
zu kommen, oder trotz fester Zusage überhaupt nicht
zu erscheinen.
Feste, Feiern und Protzen:
Ein bisshen Show muss sein... weiterlesen...