Eine
recht hervorstechende Lebensart ist die Gesel-
ligkeit der Menschen. Paraguayer lieben das Allein-
sein nicht und umgeben sich daher gerne mit einer
Vielzahl an Freunden und Verwandten. Man feiert
gern, hat immer Zeit für ein Schwätzchen oder eine Diskussion
und neigt eher zu herzlicher Fröhlichkeit
als zu Tiefgründigkeiten. Besonders auf Familienfes-
ten, wo zuweilen tief in den Geldbeutel gegriffen wird
und herumsitzende Deutsche wie Fremdkörper aus-
sehen, kann man diese heitere, so typisch südländi-
sche Ausgelassenheit beobachten.
Erfolg muss sichtbar sein..
Ab
der gehobenen Mittelschicht
aufwärts nehmen Fa-
milienfeste einen eher professionellen Charakter an.
Der teure Partyservice, umherhuschende Kellner, be-
kannte Musikgruppen, noble Speise- und Getränke-
karten und eine Menge Gäste, die sich in ihrem vornehmen Auftreten
gegen-
seitig im schick angelegten Garten zu überbieten versuchen, prägen oft
derar-
tige Feiern. Hier trifft man sich um unter sich zu sein oder um von anderen
ge-
sehen zu werden. Die entsprechende Abendrobe und das teure Auto, mit dem
man vorfährt, ersetzen hier die ausgelassene Stimmung von
ländlichen oder kleinen
fiestas.
Das
zeigt aber auch, dass Paraguayer,
die es "zu etwas gebracht haben", ei-
ne ausgeprägte Neigung besitzen, das auch öffentlich zu demonstrieren.
Sta-
tussymbole wie sündhaft teure Uhren, Nobelkarossen, das Handy
bzw. den
elektronische Pieper am Gürtel, Urlaub in der Sommerresidenz von
Punta del
Este in Uruguay, teure Versage-Fummel für die Damen und ein zuweilen sehr
herablassender Umgangston gegenüber des Hauspersonals
diese Dinge braucht man als Aushängeschild.
Erfolg ist in
Paraguay nichts
Heimliches, sondern etwas, das für jedermann sichtbar zu sein hat.
Die paraguayische Lebensart braucht dieses
biss-
chen Show. Sie gehört zum Leben, wie die Neugier
der meisten Einheimi-
schen und deren seltene Gabe, in jedem und in allem auch etwas
Positives
zu sehen.
Stolzes Volk
Und natürlich: der sprichwörtliche Stolz muss hier
noch erwähnt werden. Und
an dem sollte man möglichst nicht kratzen. Jeder in Paraguay ist
auf seinem
Gebiet der Beste und Größte. Und selbst der faulste Advokat
wird in einer Sa-
che niemals müde werden: zu beteuern, wie gut er ist, wie er sich
für seinen
letzten Klienten abgestrampelt hat und mit welch ausgezeichneten
Bezieh-
ungen er dieses oder jenes erreicht hat oder irgendwann einmal erreichen wird.
Dies
gilt auch für den
Chef der Mangobaum-Gomeria (Pannenhilfe für Reifen)
oder für den Autoelektriker, der Sie auf Grund schlechter Arbeiten
fast in den
Tod geschickt hat. Reklamieren Ja (
tranquilo, was soll's
damit kann er le-
ben); ihn beleidigen oder ihn als "Nichtskönner"
deklassieren (
Inutil oder
tonto sind dafür tolle Worte!) sollte man
nur aus sicherer Entfernung und möglichst am hellichten
Tag. Nicht jeder nimmt Beleidigungen gelassen hin.