as Leben (dieses krasse Ding, dem zahlreiche
Auswanderer in der Frem-
de so gerne neuen Schwung verleihen würden)
kann zuweilen recht fies
mit uns umspringen! In der alten Heimat fallen die Einzelschicksale bei rund
80 Millionen Landsleuten allerdings weniger auf, als im Ausland, wo Neuein-
wanderer neugierig bis argwöhnisch von vielen, vielen Menschen beäugt
wer-
den von den Einheimischen mit einer gewissen Gelassenheit; von den
be-
reits hier gelandeten Landsleuten um so gespannter. Ich denke, das
wird in
Australien oder Kanda ähnlich sein, wie in Paraguay nur
dass dort all jene,
die aus "dem letzten Loch pfeifen" gar keine Chance
bekommen, einzuwan-
dern. Hingegen ist das neugierige Beäugen der
"Frischlinge" in einem Land
mit laxen Einwanderungsbedingungen (in
Paraguay kann man bereits mit ei-
nem Kapitalnachweis von ca. 3.500 Euro einwandern)
weitaus ergiebiger...
Eines ist also so sicher, wie das Amen im Gebet: in Ländern wie
Australien,
Kanada oder den USA wird so hart durch die jeweiligen Auswahlverfahren ge-
siebt, dass sich nur (eine jährlich begrenzte Anzahl) Menschen in der
neuen
Heimat etablieren können ( von denen man annimmt, dass der
Großteil von
ihnen prädestiniert ist, im Laufe der Zeit auf
einen gesunden beruflichen Wer-
degang verweisen zu können). Träumern und beruflichen Loosern bleiben
in
diesen Ländern die Einwanderungs-Pforten überwiegend verschlossen.
In Paraguay kann praktisch jeder einwandern. We-
der berufliche Kompetenz, noch finanzielle Polster
oder irgendwelche Rücklagen sind notwendig. In
Paraguay kann sich jeder Eingewanderte sofort
irgendwie beruflich betätigen. Ob er seinen Job
überhaupt beherrscht order etwas kann, spielt da-
bei keine Rolle. So darf er auch Personal einstel-
len und ausbilden, einen beliebigen Betrieb eröff-
nen usw. Es gibt nur einige wenige berufliche Ein-
schränkungen (meist akademische Berufe). "Pa-
raguay empfängt seine Einwanderer mit offenen
Armen" liest man gerne und oft. Das ist die be-
schönigende Version von: "Hier kann wirklich je-
der Depp rein und sein Glück versuchen..." :-)
Die Folge: es ist nicht gerade die Creme de la Cre-
me, die sich über das Land ergießt und nun in al-
ter Goldgräbermanier ihr Glück sucht. Der Anteil
jener Einwanderer, die hier einen finanziell abge-
sicherten Lebensabend verbringen oder beruflich
versiert einen Neustart wagen, ist leider viel zu ge-
ring. Aber es gibt auch sie. Nur: in Kanada sind
das etwa 80% der Neueinwanderer. In Paraguay
hingegen ist es eher umgekehrt. Vielleicht greife
ich sogar zu hoch, wenn ich meine, dass es bes-
tenfalls 20% der Eingewanderten schaffen, sich
hier ein solides Standbein schaffen zu können...?
Kaputte Träume, falsche oder keine berufliche
Planung, zu dünne finanzielle Polster bzw. Rück-
Ich bin mir darüber im Klaren, dass ich mir mit den nachfolgenden Schilderungen
keine neue Freunde schaffe :-) Aber in einem Einwanderungsland, dass kaum
Anforderungen an die Zuwanderer stellt, wo
ohnehin Missgunst, Intrigen und Neid ebendo häufig wie Kolibris umherschwirren,
gewöhnt man sich im
Laufe der Jahre an Anfeindungen. Im Gegensatz zu vielen anderen freue ich
mich aufrichtig für jeden, "der
es in Paraguay geschafft hat". Wer in seinem Job im Monat mehr verdient,
als andere im Jahr, dem gebührt
mein Respekt (es sei denn, er handelt kriminell).
Misserfolge und Rückschläge gibt es immer. Für mich heisst
es dann, Ärmel hoch, daraus lernen, die
Sache abhaken und ran, an neue Aufgaben! Neid und Missgunst sind mir ziemlich
fremd. Das war schon
immer so und es wird sich auch nicht ändern. Fehlschläge im Leben
sind meist hausgemacht. Andere
dafür verantwortlich zu machen ist unausgegoren und kindisch. Selbst
wenn ich mein gesamtes Vermö-
gen durch eine Bankpleite verlieren würde klar bin ich sauer!
Aber letztlich war ich es, der auf's falsche
Pferd gesetzt hat, sein Vermögen nicht splittete oder in ein Land auswanderte,
von dem man eigentlich
wissen sollte, dass es auch Risiken birgt. Fazit: wie schief es auch gelaufen
sein mag es war in letz-
ter Konsequenz fast immer meine eigene Schuld!
Typische Looser denken anders. Sie machen andere für ihr Schicksal verantwortlich,
wollen die eige-
nen Fehler nicht erkennen und wahrhaben, und sie neigen dazu, andere in den
Sumpf zu sich herunter-
zuziehen. Dann sind sie nicht mehr ganz so alleine. Intrigen, Stammtisch-
und Flüsterparolen oder die
offenen (meist verlogenen oder hirnlosen) Angriffe unter verschiedenen anonymen
Nicknamen in eini-
gen Web-Foren zeigen überdeutlich die geistige Haltung und Qualität
der Abgedrifteten an. Wenn ich
zum Beispiel im Forum des Herbert Hasengruber über mich lese, dass ich
als erfolgloser, verarmter Schriftsteller nach Paraguay kam und hier
nun versuchte durch den Aufbau einer neuen Urbanisation
Fuss zu fassen (alles in einem Atemzug: erfolglos und verarmt, kaufe ich viel
teures Land, baue die
ersten acht Häuser auf meine Kappe, ziehe eine 6 Kilometer lange Hochspannungsleitung
- für damals
40.000 Dollar - heran und... und...) dann bleibt mir zwar ob der unlogischen
Widersprüche glatt die
Spucke weg, andererseits gibt es mir Aufschluss über den IQ des Schreibers,
mit dem irgendwas nicht stimmen kann.
Ich erwähne dieses Forum, weil man dort sehr schön nachlesen kann,
was ich weiter oben schrieb:
Hier stürzt sich u.a. die Elite der Erfolglosen auf nahezu jeden Neustarter
im Land, macht ihn mies, dis-
kreditiert ihn und drückt ihm einen kriminellen Stempel auf (weil z.B.
der Betroffene nicht auf die bescheu-
erten Beiträge reagiert, muss also wahr sein, was man vermutet oder ihm
unterstellt. Bekloppter geht's
ja nun wirklich nicht mehr...).
Doch solch Geratsche liegt - wie ich anfangs deutlich machte - nicht am Land,
sondern daran, dass durch
die laxen Einwanderungsbedigungen hier auch jene Aussteiger stranden, die
bereits in der alten Heimat
einiges in den Sand gesetzt haben. Vielleicht helfen die Schilderungen dennoch
dem ein oder anderen
Leser, ähnliche Fehler zu vermeiden. Tatsache ist, dass man hier unbeschwert
leben kann, wenn die
Lebenshaltungskosten und die eigene Existenz gesichert sind (Rentner, Pensionäre,
andere Einkünfte)
oder wenn man in der Lage ist, einen gesunden Betrieb aufzubauen (mit allem,
was dazu an Kapital,
beruflicher Kompetenz und persönlicher Ausstrahlung notwendig ist). Diese
zuletzt aufgeführten Einwan-
derer könnten aber auch in jedem anderen Land der Erde erfolgreich agieren
und glücklich werden...
Folgende Themen sind bereits fertig
oder in Arbeit:
Die Kneipen-Macher von Paraguay:
Pleiten, Pech und Pannen in der deutschsprachigen Landes-Gastronomie.
Copyright 1999-2013 by H.W.
Kopczinski
C.d.C. 2749, PY-1209 Asunción (Paraguay)
Wandern in Paraguay tatsächlich
überwiegend
nur Leute ein, die ihren Job nicht können...? Sicher
nicht. Aber: die (fast) völlige Freiheit der Berufswahl
reizt unheimlich viele Einwanderer mit etwas völlig
Neuem zu beginnen. Berufsmüdigkeit mag dafür die Triebfeder sein.
Oder auch die Erkenntnis, daß
man in seinem früheren Job nie auf einen grünen
Zweig gekommen ist. Auch wird der Begriff "Neu-
start" oft völlig falsch ausgelegt oder mit dem er-
lernten Beruf ist in Paraguay kein Blumentropf zu
gewinnen.
Dies hat zur Folge dass sich ein Großteil der Neu-
Einwanderer ohne ausreichende Landes- und
Sprachkenntnisse als "Einwanderunghelfer", Im-
mobilienmakler, Klein-Pensionsbesitzer oder Knei-
penpächter zu etablieren versuchen. Der erlernte
Beruf (Fachkenntnis) wird also an den Nagel ge-
hängt und gegen ein neues Betätigungsfeld (Neu-
ling ohne Erfahrung) eingetauscht. Das "wie kann
ich hier Geld verdienen?" (irgendwie überleben mit
einem Job, der einen kaum fordert und auch kei-
nen Spaß macht) steht im Vordergrund und wird
das Leben und die Zukunft fortan prägen. Erfolg-
reiche stellen sich diese Frage erst gar nicht. We-
der in Paraguay, noch in der alten Heimat. Bei ih-
nen bildetete eine andere Frage die Karrierebasis:
"Was macht mir so viel Spaß, dass ich die Ärmel
hochkremple und mich mit viel Lust und Elan ins
berufliche Leben stürzen werde...?"
Motivation ist alles im Leben! Motivation macht neu-
gierig, lernfähig und wissbegierig. Wer in seinem
Job zu den Top-Leuten gehören möchte, sucht den
Erfolg. Wer hingegen eine Kneipe eröffnet, weil er
sich nicht mehr so abrackern will wie früher oder
weil er damit "rumzukommen gedenkt", der sollte
die Pforten besser gleich geschlossen lassen.
Leider gibt es auch die ewigen Looser (Verlierer).
Nicht, weil sie schlicht und ergreifend doof wären,
sondern weil ihnen der liebe Gott nicht das Rüst-
zeug zum selbständigen Unternehmer in die Wie-
ge gelegt hat. Das sind die geborenen "Befehls-
empfänger", Menschen denen man sagen muss,
was sie zu tun haben. Das ist nichts Verwerfliches,
denn ohne sie würden Staat und Wirtschaft nicht
existieren können. Es sind die Braven, die durch
ihre Steuern und ihren Job die Welt in Gang halten
und etwa 90% der Menschheit ausmachen. Und
sie sind es auch, die die anderen 10% reich ma-
chen. Das sind auch keine Looser, aaaaber:
Im Land der beruflichen Freiheit (ich spreche von Paraguay) stürzen sie
sich nun in das neue Aben-
teuer einer Selbständigkeit für die sie nicht gebo-
ren wurden. Einige (wenige) schaffen es sogar.
Doch die meisten bleiben dabei auf der Strecke,
weil eben "Geldverdienen" ganz oben auf ihrer Lis-
te steht und nicht "Spaß an der neuen Aufgabe".
Da jedoch, wo man das "Geldverdienen" auf die
neue unternehmerische Flagge geschrieben hat,
da kann es nicht ohne ein gesundes Gespür für
den Markt und seine Regeln funktionieren. Fehlt
das (und einiges andere) dann wird aus einem
einst funktionierenden Rädchen der Gesellschaft
ein Mensch, der in seiner neuen Wahlheimat nie
so recht auf die Beine kommen wird.
Das äußert sich in Paraguay in vielen schillernden
Faszetten und reicht vom langsamen und stetigen
Untergang über Menschen, die sich immer irgend-
wie durchwursteln müssen, bis hin zur rasanten Blitzpleite. Fallbeispiele
gibt es zu Hauf und über
sie wird hier auch die Rede sein. Frust und Leid,
Glück und Erfolg, Neid und Missgunst auch das
prägt die neue Heimat der Auswanderer...