Kaum
jemand haut über die Stränge,
denn in der paraguayischen Gesellschaft
steht das Menschliche im Vordergrund, die Familie, die Freunde und das
um-
gängliche Miteinander, statt Gegeneinander. Historische u. politische
Entwick-
lungen sind die Ursachen dafür, dass der Massentourismus
bis heute nie so
recht Fuß fassen konnte. Auch ist Paraguay ein Binnenland, das ohne die klas-
sischen touristischen Anziehungspunkte wie Strände oder
Gebirge auskom-
men muss. Statt dessen bietet das Land eine atemberaubende Tier- und Pflan-
zenwelt, ca. 300 Sonnentage im Jahr und das typisch südamerikanische Flair
quirliger Städte, malerischer Landschaften, gigantischer Flüsse und Marktflek-
ken.
Was
hier auf den
Besucher einströmt, das ist Südamerika pur eine unver-
gleichliche Mixtur aus pulsierendem Stadtleben, träger Gelassenheit, gepfleg-
ten Gärten und bizarren Hügellandschaften ein
Kontrast aus Düften und
Qualm, Vogelgezwitscher und Autolärm, Tropenregen und heißen Trockenzei-
ten. Strasenverkäufer, fliegende Händler, Kioske, Schuhputzer,
Geldwechs-
ler und kleine Jungs, die an den großen Ampelkreuzungen die
Autoscheiben
putzen, prägen das Bild der Städte ebenso, wie schöne Villen, moderne Shop-
pingzentren, Prachtstraßen u. Supermärkte. Noch
größer
ist der Kontrast zum
Landesinneren. Kaum hat man der Hauptstadt den Rücken zugekehrt,
erlebt
man nun die sakrale Ruhe dörflicher Ansiedlungen: kilometerweite Strecken,
wo
nur hier und da ein kleines Häuschen auftaucht, ein paar Kühe, die die Straße
überqueren, Palmenhaine oder weitgedehnte Alleen von Eukalyptusbäumen.
Und wo immer man hinschaut, umgibt einen dieses satte, nicht mehr wegzu-
denkende Grün eine Farbe, durch die Paraguay rasch zur Droge werden kann.
Licht und Schatten
Klar, dass es in diesem Paradies nicht nur niedliche Kolibris, viel Sonne, Gau-
chos am Lagerfeuer, saftige Filetsteaks, putzige Nasenbären, Tukane und Pa-
pageien gibt, sondern auch unübersehbare Schattenseiten, die den
Touristen
zwar kaum stören müssen, dafür aber von auswanderungswilligen
Männlein
und Weiblein um so mehr beachtet werden sollten:
Da
existieren die immense Kluft
zwischen Arm und Reich, Korruption, Be-
stechlichkeit und ein marodes Rechtssystem. Das nur halbherzige Vorgehen
der Regierung, diese Missstände zu reduzieren, hat Paraguay in den
vergan-
genen Jahren zum wirtschaftlichen Außenseiter werden lassen.
Was
jedoch für die Multis immer
noch in weiter Ferne zu liegen scheint, stellt
sich hingegen für Privatleute, Klein-, und Mittelbetriebe, für Selbständige,
Rent-
ner und Landwirte bereits seit Jahrzehnten nicht als Hindernis dar. Jahr für
Jahr
wandern Hunderte Deutsche, Schweizer, Österreicher und Asiaten in Paragu-
ay ein, um hier noch einmal die Ärmel hochzukrempeln und ein neues
Leben
zu beginnen. Und so gehört auch Paraguay trotz all
seiner Widersprüche,
Fußangeln und Hürden - seit rund hundert Jahren zu den beliebtesten Einwan-
derungsländern der Welt...