PARAGUAY
Fast
ein Paradies...
Nicht
nur die beeindruckende, immergrüne Natur
und die wenigen schlichten Kriterien, die Einwan-
derer zu erfüllen haben, reizen Menschen dazu,
Paraguay in die engere Wahl zu ziehen. Auch die
steuerlichen und wirtschaftlichen Aspekte ver-
heißen beinahe paradiesische Zustände...
Über die fast gängige
Praxis, daß dem ein oder an-
deren Fiskusbeamten 500 Mark in der eigenen Ta-
sche lieber sind, als 10.000 Mark in der Finanzkas-
se, soll hier nicht gesprochen werden. Auch die le-
galen Möglichkeiten bieten eine Menge Anreize.
Steueroase
mit kleinen Macken
So sind beispielsweise Auslandseinkünfte steuerfrei, was, je nach Sinn
und Zweck ei-
nes Wohnsitzes in Paraguay, zu einem goldenen Ruhekissen werden kann. Der
steu-
erliche Höchstsatz bei Inlandseinkünften liegt für Multi-Verdiener
bei 30% beim Nor-
malsterblichen bei etwa 10% (wobei wie in anderen Ländern
auch die Höhe des
zu versteuernden Einkommens entscheidend ist). Einige andere Berufe,
Freischaffen-
de, Landwirte, bestimmte selbständige Berufe
etc. zahlen Minimalsteuern oder sind
gar ganz von Abgaben befreit.
Der Staat (oder besser: seine Beamten) finanziert-finanzieren sich
durch die Mehrwert-
steuer (hier IVA genannt), die seit Jahren bei 10% liegt
und von den Steuerpflichtigen
nur mit höchstem Widerwillen oder gar nicht bezahlt wird. Eine
Erhöhung des Satzes
wird seit Jahren angekündigt, wurde aber bis heute nicht durchgeführt
wohl weil die
durchhängende, fatale und überwiegend vom Dollar
abhängige, Wirtschaftslage dies nicht zuläßt.
Steuern
und Finanzen:
Banken,
Geld & Devisen
Steuersünder
im
Land der Sonne
Viele
Steuersünder ge-
hen in Paraguay straf-
frei aus (oder man ver-
sucht, sich zu arrangie-
ren). So sollen z.B. die
ohnehin sehr niedrigen
Grundsteuern jährlich
bei der zuständigen Ge-
meindeverwaltung ent-
richtet werden. Gezahlt
werden sie aber oft erst
dann, wenn das betref-
fende Objekt seinen Be-
sitzer wechselt. (Grund-
besitz kann nur dann
verkauft werden, wenn
alle Grundsteuern ent-
richtet worden sind).
Da bei derartigen Fäl-
len in der Regel weder
Zinsen noch Säumnis-
zuschläge verlangt wer-
den, warten die zustän-
digen Ämter oft jahre-
lang auf diese Einnah-
men und pfeifen dabei
aus dem letzten Loch...
Die offizielle
Landeswährung ist der
Guarani, den es
in Scheinen zu 100 000,
50 000, 10.000, 5 000
und 1 000 Gs. gibt.
Die Leitwährung ist der
US-Dollar.
(1. US-$ = ca. 4.500
Gs.)
Durch
einen freien Wechselkurs und die Mög-
lichkeit, in jeder harten Währung Sparkonten zu führen,
und Devisen ohne Einschränkungen ein-
bzw. ausführen zu können, ist Paraguay
inzwi-
schen zu einem überaus beliebten Tummelplatz
für ausländische Festgeldanleger, Sparer und
Geldwäscher geworden. Seinen Namen, als 'die
Schweiz Südamerikas' erwarb sich das
Land
durch die paraguayische Währung, den Guaraní,
welcher trotz zahlreicher Bankenskandale zu
den stabilsten Währungen in Südamerika zählt.
Paraguay kann auf eine stattliche
Anzahl von
nationalen u. internationalen Banken verweisen,
deren Zentralen fast alle in Asunción zu finden
sind. Etwa 6 000 Beschäftigte in rund 30 Banken
mit ca. 180 Niederlassungen bedienen in Para-
guay die in- und ausländischen Kunden. In den
rund 15 Cambio-Firmen (Wechselbüros) und pa-
raguaischen Bankinstituten werden pro Jahr ca.
70 Mrd. Dollar bewegt...
Kredite und Finanzierungen:
Bittere Pille
Der Witz, über den nur Neu-Einwanderer
lachen können:
Weißt
Du, wie man in Paraguay ein kleines Vermögen machen kann?
Indem
man ein großes mitbringt...
araguay
Land des Friedens
und des Fortschritts, liest
man
zuweilen in Werbebroschüren des
paraguayischen Fremdenverkehrs-
büros. Dieser an DDR-Zeiten erin-
nernde Slogan, trifft jedoch spätes-
tens dann nicht mehr zu, wenn es
die Umstände verlangen, Kredite
in Anspruch zu nehmen. Seelen-
frieden findet man dabei nur noch
im selbstgeschaufelten Grab...
Das hohe Zinsniveau, das Anle-
gern und Sparern bei Festgeldan-
lagen geboten wird, schlägt bei der
Aufnahme von Krediten dann gna-
denlos ins Gegenteil um. Beson-
ders Ausländer, die von ihren eige-
nen Banken (im Vergleich zu Para-
guay) gerade zu verwöhnt wurden,
sind erschüttert, wenn die zuweilen
gekonnt verschleierten realen Zin-
sen
gezahlt werden müssen. Bei
Dispositionskrediten in der paragu-
ayischen Landeswährung werden
durchschnittlich 48 bis 49,97% und
bei 'sehr günstigen' Entwicklungs-
krediten 22% bis 29% verlangt. Die
Überziehung von Kreditkarten-Kon-
ten kann bis zu 42% und mehr ko-
sten.
Kredite auf dem Handelssektor, in
ausländischer Währung (12 - 15%)
sind zwar erheblich günstiger, aber
mit einem enormen Beantragungs-
aufwand verkoppelt. Generell sollte
man von Krediten Abstand nehmen,
bei welchen man auch oft mit sei-
nem Gesamtvermögen haften muß.
P
Sparkonten
und Festgeldanlagen:
Reibach ist möglich...
Des
einen Freud, ist des anderen Leid. Das gilt auch und im
besonderen für das Zinsniveau in Paraguay. Da, wo die einen
durch die Aufnahme von Krediten zur Ader gelassen werden,
dürfen jene frohlocken, die ihr Geld in Paraguay für
befristete
Zeit fest anlegen.
Die bekannten ausländischen Bankinstitute bieten meist
nur
in der Landeswährung interessante Zinsen weit
unter dem
Satz nationaler Insitute, dafür aber mit einem
sehr viel gerin-
geren Risiko ausgestattet. Nationale Banken bieten dagegen
7% bis 11% und mehr für festangelegte Dollars und
bis zu
38% Zinsen auf Guaraní-Basis. Diese durchaus profitable An-
lage sollte man aber nur dann bei den nationalen Banken wa-
gen, wenn man das Ohr am Markt hat, in der Lage
ist, Gras
wachsen zu hören und, wenn es nicht das letzte hart Ersparte
ist, das da immense Zinsen bringen soll.
Hohe Zinsen bedeuten hohes Risiko das muß
jedem klar
sein, der diesen Schritt wagen möchte. Einige Banken-Crashs
in den 90er Jahren (nationale Institute) zeigten, daß das, was
einige Jahre gutgeht, zuweilen auch schlimm enden kann...