Zurück | Übersicht  
  Die Empleada - unser Mädchen für alles...

Empleada heißt eigentlich 'Angestellte', doch allgemein bezeichnet man damit die Hausmädchen in Paraguay. Empleadas, scheinen eine Rasse für sich zu sein, haben jedoch schon einen aufrechten Gang und die Zufuhr von Nahrungsmitteln erfolgt in gleicher Weise wie bei uns. Sie sehen aus, wie ganz normale Erdenbürger, aber es scheint, dass deren Logik völlig anderen Naturgesetzen unterliegt...

Eine Empleada bekommt - je nach Großzügigkeit ihres Chefs und Gehirnstruktur - in etwa einen Wochenlohn in Höhe von 150.000 bis 250.000 Guaranies. Und sie hat ein Anrecht auf Weihnachtsgeld (13. Monatsgehalt). Empleadas sind fast immer nett, außer man kündigt deren Job. Dann rennen sie gerne zum Arbeitsministerium oder zum als Anwalt arbeitenden Schwager, wo dann ein Schlachtplan (das Wort kommt hier von "Abschlachten") ausgearbeitet wird, wie man den Ex-Arbeitgeber am besten zur Ader lassen kann.

Eines dieser Zauberworte ist "Ipe-esse" (IPS). Das ist die staatliche Kranken- und Altersversicherung, die weder der Chef noch das Hausmädchen mögen, weil es dann zu Lohnabzügen kommt. In Caacupe (damals zuständig) wollte ich vor Jahren dennoch unser Mädchen versichern, erntete jedoch nur ein ernstes Kopfschütteln. Das mache man nicht mit Dienstboten und Kellnerinnen, weil die immer vom Chef geschwängert werden würden und die IPS hätte das dann auszubaden (im Ernst - nicht gemogelt!)...

Doch kommen wir zu den Erfahrungen, die man so macht, bis man endlich nach viel Kummer dann doch eine Empleada gefunden hat, die ihren Job versteht:

Hilda - fürchterliche Stimme, sehr laut, klaute wie eine Elster und lief am Ende mit der teuren Deutschland-Unterwäsche meiner Frau rum, während diese mit paraguayischen "Frotté-Höschen" und ähnlichem mein Herz zu erwärmen versuchte. Damals gab's nix anderes - heute sind die Läden mit allem ausgestattet. Aber vor 15 Jahren waren das halt andere Zeiten...

Elisabeth - klaute nur bei meinen Gästen, schüttelte dafür aber im Gegenzug kleine Teppiche und Vorleger zum Erstaunen meiner Besucher direkt im Wohnzimmer aus. Auch Staubsaugen während des Telefonierens usw. bewerkstelligte sie problemlos. Wir mussten halt ins Telefon brüllen...

Julia - soff heimlich und füllte dann die Whiskyflaschen mit Wasser auf. Sehr peinlich: ich trinke daheim eigentlich nie und so waren es meine Gäste, die mich erstaunt fragten, wo ich denn diesen verwässerten Stoff her hätte. Sie wurde ständig schwanger (nicht von mir!) und ich musste deren Abtreibungen jeweils vorfinanzieren, weil ihre Ärztin meinte, es wäre sehr gefährlich für sie ein weiteres Kind zu gebären (warum, hab' ich mit meinem schlappen Spanisch nie so ganz verstanden). Um Abhilfe zu schaffen, kaufte ich 50 Präservative, schenke die ihrem Mann und redete ihm gut zu, die Dinger auch tatsächlich zu benutzen. Dann wurde sie jedoch wieder schwanger und mir reichte es...

Toll war die Sache mit Maria: eines Tages sagte ich, heute kommt mal meine Bücherwand dran - alle Bücher raus, feucht abwischen, die Fächer putzen und dann wieder rein mit den Büchern! Sagte ich und fuhr nach Asunción. Als ich zurück kam, kam mir alles so fremdartig vor. Warum...? Alle Bücher in der riesigen Schrankwand waren mit den Seiten nach vorne eingeräumt worden (die Buchrücken unkennbar an der Rückwand). Man kann sich nicht vorstellen, wie so etwas aussieht...

Margarita - ihr konnte man beim Laufen die Schuhe besohlen. Ins neue Haus kam der alte Dunstabzug vom alten Haus rein. Der war ziemlich klebrig und fettig. Und obwohl er außen am Haus angebracht werden sollte, bat ich das Mädchen, das Ding sauber zu machen. Das tat sie. Sie ließ einen großen Putzeimer voll Wasser laufen und steckte den Motor da rein, um ihn zu schrubben. Logisch - das Wasser tat ihm nicht gut. Glück im Unglück: die paraguayische Sonne bewirkte, dass das Ding tatsächlich wieder trocknete und funktionierte....

Dazwischen hatten wir drei Hausmädchen, die recht ordentlich waren. Eine verließ uns, weil sie ein Baby kriegte und nicht mehr arbeiten wollte, die andere durfte nicht mehr bei mir arbeiten, weil unsere Ehe auseinanderging und ihr Mann es unschicklich fand, dass sie nun fortan bei einem uverheirateten Deutschen arbeitete. Ich bewundere den Mann heute noch wegen seiner Eifersucht - unvorstellbar diese Krähe auch nur anzurühren! Aber man muss so was akzeptieren. Auch dann, wenn man gerade wieder neu lernt, alleine zu leben und eine gute Hausangestellte Gold wert wäre...

Inzwischen habe ich eine echte Perle gefunden. Ich muss mich um nichts kümmern. Sie weiß, wann die Hunde geimpft werden müssen, pinselt das Haus an, wenn's Sommer wird und schrubbt alle Monate einmal den ganzen Tag lang die Fliesen meiner 220 qm-Hütte mit der Wurzelbürste. Sieh sieht die Arbei von alleine, ich muss absolut nichts sagen und selbst am Wochenende wird Hundefutter und Futter für's Herrchen und Tochter vorfabriziert. Sie kocht recht gut - selbst ihre Frikadellen schmecken deutsch -und sie ist sau-ehrlich. Und die läuft nicht rum wie eine schmuddelige Vogelscheuche - lachen Sie nicht! Man lernt auch so was schätzen. Wann immer ich z.B. die Empleada meiner Ex von weitem sehe, rieselt es mir kalt über den Rücken. Echt fett, rund wie eine Kugel, keine Vorderzähne und so was an grausigen Klamotten!

Es gibt sie dennoch, die wenigen Perlen - man muss halt nur suchen und zwischendurch seine liebenswerten Erfahrungen machen. Das prägt die Summe unserer Erfahrungen und es hilft uns zu erkennen, dass eine perfekte Welt vielleicht gar nicht sooo toll wäre!
 vorige News