Am vergangenen Samstag war ich bei einer österreichischen Künstlerin in Asunción zu einer Geburtstagsfete eingeladen. Das Wetter war mies - alles musste vom Garten ins Wohn- und Esszimmer verlegt werden - und die illusteren Gäste waren, bis auf ganz, ganz wenige Ausnahmen, durch die Bank weg Paraguayer. O Gott! dachte ich. Und das mit meinem miesen Spanisch...!
Ich drücke mich deswegen gerne vor solchen Einladungen. Mein Argument, dass die meisten Schriftsteller andere Sprachen sehr schlecht sprechen, da sie wissen, dass sie sich niemals in dieser neuen Sprache so ausdrücken können werden wie im gewohnten Heimatlaut, kommt allgemein gut an. Ich schätze, es ist eine faule Ausrede, aber das Argument fruchtet meistens.
Und da saß ich nun, inmitten einer paraguayischen Runde von Ärzten, Anwälten und Gutsituierten, nickte und grinste, wo es mir angebracht erschien, verstand kaum was und wirkte dennoch cool und verstehend. Einkaufen, mit Taxifahrern reden, mit dem Personal oder Dörflern reden - kein Problem. Aber wo über Politik, Kunst, Psychologie und (man höre und staune) über die Philosophien Nietzsches in Spanisch heiß diskutiert wird, da möchte ich mit meiner Kindersprache eigentlich nicht mitreden müssen...
Aber: als deutscher Herzeige-Schriftsteller nur blöde dazusitzen und die Zähne nicht auseinander zu bekommen, nun, das ist auch nicht das Gelbe vom Ei. So lockerte ich dann also doch meine Hemmschwelle mit ein paar Gläsern Wein auf und siehe da - es ging! Und um drei Uhr in der früh erzählte Walter seine Lieblingswitze in verbröckeltem Spanisch und die Leute brüllten bei einigen sogar vor Lachen!
Ich habe zwei Dinge durch die Einladung gelernt - vielleicht sogar drei: a) Die Reichen und Einflussreichen sind gar nicht so blöd, wie sie zuweilen gerne dargestellt werden. b) ich werde selbst, weil - trotz oder wegen des mehrsprachigen Publikums - eine tolle Stimmung herrschte, künftig nur noch sprachlich gemischte Parties geben. c) man sollte tunlichst versuchen, die Landessprache zu lernen, denn erst dann kann man bei etwas tiefer gehenden Themen auch die Mentalität jener Wesen abschätzen, in deren Land man gezogen ist...
Danke an dieser Stelle für die Gastgeberin...
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