Nanu, werden Sie sich fragen - was soll denn das Thema hier?
Ich will es kurz erklären: Wenn man fast 20 Jahre in Paraguay lebt und sich irgendwann dazu entschließt, seinen Badeurlaub mal wieder auf "Malle" statt in Brasilien oder Uruguay zu verbringen, dann sieht man die "deutsche Ferieninsel", die landsmännischen Touristen und die dort eingewanderten Deutschen mit vollkommen anderen Augen, als jene Landsleute aus der alten Heimat. Meine Urlaubseindrücke aus Mallorca sind also recht subjektiv und gezwungener Massen mit dem Auge eines in Paraguay lebenden Deutschen verfärbt. Das kann - wie ich meine - Paraguay interessierten Auswanderern durchaus einige nützliche Infos bieten...
Also: Allgemeiner Spruch: In Spanien (und Mallorca) ist alles teuerer: Meine Erfahrung (Juni 2006): Eigentlich eher Nein. Mein Hotel (200 Betten, 4 Sterne) lag direkt am Strand und kostete incl. Fruehstueck und Abendessen 28,90 EU pro Tag. Bei Spar, Schlecker und Liedl kaufte ich mich anfangs fast krumm und dusselig. Camembert, deutsche Wurst, Knabberzeugs, alles wie in alten Zeiten und natürlich: ganz Mallorca ist in deutscher Hand! T-Shirts, Sandalen, Schuhe, Kosmetika (alles, was man so in Touristenorten in den Fußgängerzonen findet) erschien mir - für ein Tourismus-Getto - sehr preiswert. Modisch allemal. Ich kaufte zunächst Zeitungen und Illustrierte wie ein Blöder - alles zu Originalpreisen ohne Aufschläge. Überall wird Deutsch gesprochen. Mit meinem eher bescheidenen Spanisch (das sprach ich da aus Gewohnheit) wurde ich überall als so eine Art Ausnahme-Deutscher betrachtet. Kaum jemand redet da Spanisch, auch nicht die (reichlich) dort zugewanderten Deutschen.
Die sind allerdings eine Klasse fuer sich. Sie meiden die Touristenballungen, Strände und Fußgängerzonen. Siedeln sich selbst weit ueber den "Turis" (Touristen) an, sprechen aber meist auch kein Wort Spanisch. Ferngesehen wird via Kabel oder Satellit: rund 40 deutschsprachige Programme. Da braucht man die Landessprache praktisch zu nix mehr...
Ich wohnte drei Tage bei meinem alten Freund M., der mich schon sechs, sieben Mal in Paraguay besucht hatte. Er hatte mich eingeladen, die Fussball-WM bei ihm auf "Malle" zu gucken. Kleines Apartment mit einem der niedrigen Quadratmeterzahl angepassten Mini-Fernseher. Die WM lief im Flüstermodus, nach 24 Uhr sollte ich den Ton ganz runter drehen. Überall gab es kleine Läppchen zum Wischen. Im Bad, auf dem Waschbecken, neben der Dusche so ein Ding zum Fensterputzen (um die Wandfliesen nach dem Duschen zu putzen) und in der Küche sowieso. Nach drei Tagen hielt ich seine Putzerei nicht mehr aus (Gott, was das Alter und Pensionierungen so alles aus einem machen können!) und zog in besagtes Strandhotel um...
Also zurueck zur Insel:
Immobilienkauf: Schweineteuer. Das, was man hier in Paraguay fuer 70.000 Mäuse kaufen oder bauen kann, gibt's auf Malle nicht unter 350.000 Euro - nach oben hin sind je nach Luxus und Lage keine Grenzen gesetzt. Ein schickes Domizil kann da schon mal 1,8 bis 3 Millionen kosten. Aber: dafür hat man eine Infrastruktur vom Feinsten, das Meer vor der Nase und Flugpreise ab 25 Euro nach DE. Umgewöhung ist praktisch zu nix notwendig. Deutsche Sprache, deutsches Fernsehen, alle deutschen Zeitschriften und Illustrierten an den Kiosken und Läden, deutsche Supermärkte, deutsche Reisebüros und Autovermieter – deutsch... deutsch... alles deutsch...
Was mir auffiel: Waren es frueher eher die Jüngeren, die dort ihren Urlaub verbrachten - heute scheint Mallorca selbst in der Hauptsaison ein Paradies fuer Deutsche ab 60 zu sein. 80% der Urlauber und der dort ansässigen Deutschen sind im Rentenalter. Was mir besonders auffiel: Nie in meinem Leben habe ich jemals eine solche Ansammlung von Fettklöpsen und potthässlichen Leuten gesehen, als dort. Zumindest bis zur dritten Juniwoche. Dann rollten dann doch die Jüngeren an. Auch Schlanke und Nette.
Und sonst so?
Schöne Insel, viel los, schöne Straende und Urlaubsorte. Hervorragende Strassen, traumhafte idyllische Pläützchen im Landesinneren, gute und preiswerte Hotels und überall hat man das Meer vor der Nase. Im Winter kann es so kalt (und kälter) sein als in Paraguay und dann - so meinen die zugewanderten Deutschen - sei hier überwiegend "tote Hose". Mir jedenfalls gefiel es im Sommer recht gut. Leben wuerde ich hier trotzdem nicht wollen - es sei denn, die alte (nahe) Heimat Deutschland wäre noch ein wichtiger Teil meines Lebens.
Und noch mal hier Urlaub machen...?
Eigentlich ja. Nur: – Camburio oder Florianapolis in Brasilien liegen praktisch vor der Haustür und das Auge bekommt dort sehr viel Hübscheres an den Stränden zu sehen. Zudem ist Brasilien um einiges lebendiger und man muss sich dort in den Bars nicht so alte deutsche Liedchen wie "Es hängt ein Pferdehalfter an der Wand..." anhören. Schon deswegen ist vermutlich mein nächster Urlaub wieder für Brasilien (ca. 350 Dollar für 14 Tage im Viersternehotel incl. HP und Fahrtkosten), Uruguay (teurer als Brasilien) oder Argentinien angesagt...
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