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  Frustperiode....

Ich sah gerade in den Foren: Nun hat auch Daniel Düsentrieb, der sich selbst als "Kotzbrocken" bezeichnet nach kurzer Zeit die Nase von Paraguay gestrichen voll. Der Dritte mir bekannte im Verlauf eines Jahres. Und dabei hatte Neueinsteiger Daniel anfangs so gute Worte und vermittelte, kaum eingetrudelt, sogleich kleine Geschäftsbetriebe, weil er glaubte, sich auszukennen...

Das hat man nicht selten bei einigen "Frischlingen". Sie, die selbst noch keinen Schimmer davon haben, wie, wo, wann und was in Paraguay eigentlich so richtig abläuft, geraten in die 'richtigen', beratenden Hände und sind von dem neuen Kontakt und dessen angeblichen Verbindungen so angetan, dass sie flugs mit diesem Allinformierten einen Service für neue Einwanderer gründen. Ich erinnere mich da unter anderem an einen der ersten Ossi-Einwandrer, Mr. Donat, der kaum angekommen seinen "Deutsch Paraguayischen Beratungsdienst" gründete oder an Rudi, der mit ähnlichen Ambitionen und übermotiviert mit seiner Helferin "ganz Großes" vorhatte. Beide gingen rascher baden als man gucken konnte...

Warum passiert so was?

Ich denke, zunächst einmal sollte man einen derartigen Servicedienst - so lukrativ das Geschäft zunächst auch aussehen mag - jenen über-lassen, die sich in der neu gewählten Heimat tatsächlich auskennen. Neue Einwanderer zu beraten erfordert viel Erfahrung, eine Menge Landes- und Sprachkenntnisse (damit man nicht ständig auf über-schlaue Dritte angewiesen ist) und man sollte ganz besonders im Umgang mit allen möglichen Behörden gewitzt sein. Mehr als die normalen Eingewanderten, denn eine gewisse Pfiffigkeit (ich nenne das mal so in einem Staat, wo das Aufhalten von Händchen mehr als nur ein Hobby ist) ist absolut von Nöten.

In einem Satz: Man muss seinen Job können (auch ohne Hilfe) sonst sollte man lieber was anderes machen. Fachliche Kompetenz war schon immer der Schlüssel zum Erfolg - wer die die nicht hat, oder - in diesem sehr speziellen Fall - noch gar nicht haben kann, weil ihm der Durchblick im neuen Land fehlt, der sollte Dinge tun, in welchen er (auch in der neuen Heimat, oder gerade dort) besser ist als andere...

Ich predige es auf meinen Webseiten, in meinen Reiseführern und wo immer es geht:

1. Erwarten Sie in Ihrer neuen Umgebung keine Wunder. Wer Paraguay nur aus dem Koffer erlebt (die sogenannten 'Schnupperreisen') über-sieht in seiner Urlaubs-Euphorie nur allzu gerne, dass ihn auch hier einmal der Alltag erwarten wird.

2. Sich hier beruflich zu betätigen (Geld zu verdienen mit dem man dann leben muss) ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Dies gilt für selbständige Betriebe ebenso wie für Jobs oder die Träume, nun endlich Farmer sein zu können.

3. Machen Sie nie den Fehler – falls sie dennoch hier arbeiten wollen oder müssen - ihren Kundenkreis unnötig zu verkleinern, indem sie ausschließlich für die Deutschen im Land Ihren Service anbieten. Bauen sie von Beginn an auf die paraguayische Kundschaft (das gilt auch für Metzger, Hotels, Restaurants usw.). Wenn das wegen mangelnder Sprachkenntnisse ausweglos erscheint: daheim bleiben wäre die bessere Alternative. Oder halt doch die Sprache möglichst perfekt erlernen...

4. Wer auf gewisse Grundeinnahmen in harter Währung zurückgreifen kann (Rente, Mieten, Beteiligungen, Unterhalt usw. usw.), der wird sich mit diesen Problemen kaum herumschlagen müssen. Die Lebens-haltungskosten sind im Vergleich zu Deutschland enorm niedrig und mit 500 bis 800 Euro kommt man hier schon recht gut über die Runden. Drunter sollte ihre gesicherte Einkunftsquelle jedoch nicht liegen.

5. Das kulturelle Angebot in Paraguay ist gleich Null. Paraguayer mögen das anders sehen als wir Deutschen, aber viele der braven Leutchen sehen schon das Grillen am Wochenende als kulturellen Höhepunkt an. Theater, Konzerte, Freizeitangebote – nicht annähernd vergleichbar mit Deutschland.

6. Freundschaften werden dünn gesät sein, auch wenn das anfangs anders erscheinen mag. Im Laufe der Zeit werden Sie merken, dass die meisten Bekanntschaften dann doch nicht dem entsprechen, was Sie sich so vorstellten und Sie werden in dieser Hinsicht ab nun mit Kompromissen leben müssen.

7. Irgendwann bekommen die meisten Zuwanderer ihren "Durchhänger" und man bereut den Entschluss, ausgewandert zu sein. Diese Phase wird Sie ziemlich sicher in den ersten drei Jahren erwischen. Ich selbst brauchte über sechs Jahre, bis ich mich (wieder) halbwegs wohlfühlte (das erste Jahr war toll...). Es kann also wirklich eine geraume Zeit dauern, bis man Paraguay als neue Heimat - als neues Zu Hause - akzeptiert und sich hier wohlfühlt...

Am Ende - machen Sie nicht andere für Ihren Frust verantwortlich. Niemand hat Sie dazu gezwungen, nach Paraguay einzuwandern. Es war Ihre Idee, sich für ein Exotenland zu entscheiden (andere nennen es Bananenrepublik) und Sie waren es selbst, der diese Zeilen hier gelesen hat und trotzdem meinte, bei Ihnen würde das alles besser laufen. Sie haben sich geirrt - und deswegen ist es Ihre Nase, an die sich sich jetzt fassen müssen...

Nun denn - Grüße an den Rest der Welt. An all die Zufriedenen und weniger Zufriedenen, die bereits hier leben. Und viel Glück wünsche ich all jenen, die gerade erst frisch ins Abenteuer Paraguay starten oder starten möchten...








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